Erstmal ein neues Hallo an Alle!
Ich freue mich sehr, dieses Forum, insbesondere aber diesen Thread, gefunden zu haben. Gestern abend habe ich viel hier auf der "Thomas Dörflein Seite" gelesen und dabei auch gemerkt, dass es bezüglich seines Todes vielen von Euch so geht wie mir. Das hat mich ermutigt, hier nun auch einen kurzen Beitrag zu verfassen, denn - auch wenn es für viele Menschen lächerlich klingt (ich WEIß, dass Menschen das lächerlich finden) - der Tod von Herrn Dörflein hat mich tiefer getroffen, als so manches andere im vergangenen halben Jahr.
Ich muss voran stellen, dass ich eigentlich nie besonderer Knut-"Fan" war. Jedes Mal, wenn ich damals während der "Knutomania" Zeitungsberichte gelesen oder Reportagen gesehen habe, war ich natürlich vollkommen hingerissen - aber ich habe nie bewusst nach diesen Berichterstattungen gesucht. Dennoch bewohnte Knut mein Herz, genauso sehr aber hatte ich damals schon Herrn Dörflein in mein Herz geschlossen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich jedesmal dachte: Auf diesen Menschen kann man sich verlassen. Wenn man den zum Freund hat, dann kann man sich glücklich schätzen, dann kann einem nicht viel passieren.
Den 22. September 2008 werde ich nie vergessen. Meine Mutter rief mich an und erzählte mir, dass Knuts Pfleger tot sei. Ich weiß noch, welche Gedankenblitze mir in diesem Moment durch den Kopf gingen: Das kann nicht sein. Warum er? Was ist passiert? Wie kann es sein, dass dieser starke Mann auf einmal stirbt? - Eine Frage hat mich aber fast noch mehr als alle anderen beschäftigt: Warum bewegt dich das so sehr?
Mir waren irgendwelche "öffentlichen" Todesfälle bis dahin vollkommen egal gewesen. Ich war kein Mensch, der da mitweinte. Im Gegenteil - diese Menschen habe ich niemals verstanden und vielleicht sogar ein wenig belächelt.
Bei Thomas Dörflein war es anders. Ich saß an diesem Tag einfach nur da und habe geweint, sehr lange. Es fühlte sich an, als wäre ein guter Freund gestorben, ein Mensch, den man vermissen wird, der eine große Leere hinterlassen wird. Ich habe mich selber nicht mehr verstanden, merkte aber auch, dass es vollkommen ehrliche Gefühle waren. Ich habe um jemanden getrauert, den ich nicht kannte, aber der mir sehr ans Herz gewachsen war.
Noch immer ist es für mich sehr schwer, Bilder oder Videos aus der großen Knut-Zeit zu sehen. Ich kann die Traurigkeit dann nicht unterdrücken, es fühlt sich an wie ein Riss, der nie mehr zu kitten sein wird. Thomas Dörflein hat einem kleinen Eisbär das Leben gerettet und nur zwei Jahre später sein eigenes verloren. Vielleicht ist es auch die Unfähigkeit, mit der Ungerechtigkeit des Lebens umzugehen???
So viele Menschen, die ihn nicht persönlich kannten (auch in meinem Umfeld) waren tief getroffen von seinem Tod. Ich glaube er wurde/ wird so geachtet, vielleicht sogar "geliebt", weil er einer ziemlich pervertierten Welt einfach vollkommen kompromisslos gezeigt und vorgelebt hat, was wirklich wichtig ist im Leben. Weil er kein "großer" Mann sein wollte, sondern mit Gummistiefeln durch Dreck gelaufen ist und Tierscheisse weggeräumt hat - aber gerade das war seine Größe; Die Zufriedenheit und das Glück, das er ausgestrahlt hat. Ich denke, dass viele Tierpfleger Idealisten sind, aber keine naiven, sondern Menschen, die anpacken anstatt zu labern, Menschen, die sich selber nicht so wichtig nehmen. Man kann ihnen für ihre Arbeit nicht genug danken. Durch Thomas Dörflein und Knut, und das ist sehr schön, hat dieser Berufszweig endlich seine hochverdiente Aufmerksamkeit bekommen.
Ich frage mich auch oft, ob vielleicht das "öffentliche Auge" Herrn Dörflein geschwächt hat, ob er vielleicht nicht mehr mit dieser Aufmerksamkeit umgehen konnte, für die er ja ganz offensichtlich nicht gemacht war. Vielleicht war es zu viel für ihn, zu belastend und die Last hat sich einen Weg gebahnt. Aber ich hoffe, dass es nicht so war.
Zum Schluß möchte ich noch kurz einen Satz zitieren, den ich im Internet zu einem Youtube-Video gefunden hae und der für mich alles aussagt:
"Honoring Thomas Dörflein who, in raising Knut, taught us how to live."Ich grüße Euch alle sehr lieb und finde es schön, dass Ihr mir zugehört habt
Eh-la
P.S.: Eure privaten Bilder mit Thomas Dörflein haben mich sehr gerührt. Sie sind sehr schön und wenn man sie sieht, dann begreift man's noch immer nicht ...