Mittwoch 11. März 2009, 20:28
Hallo, liebe Knut-Freunde!
Heute war ich endlich wieder mal in Zoo. Als ich kurz vor zehn ankam, besuchte ich zunächst mal die werdende Mutter im Elefantenhaus, wie immer in den letzten Tagen. Das kleine Rüsselchen ist noch nicht da.
Dann ging ich zu Knut. Der lag hinter seinem Baumstamm, als weißes Knäuel zusammengerollt, und schlief. Er hatte es überhaupt an diesem Morgen ruhig angehen lassen, erzählten andere Besucher.
Herr Müller, der Fotograf, hatte aber etwas anderes Interessantes zu berichten. Die kleinen Flusspferde seien schon früh ganz munter gewesen und hätten die Erwachsenen ordentlich geneckt. Zum Beweis zeigte er ganz reizende Fotos, unter anderem eines, auf dem eins der kleinen Flusspferde seiner Mutter das Köpfchen ins Maul steckt.
Mutter Flusspferd ließ sich friedlich von innen betrachten.
Ich beschloss, mir die beiden kleinen Frechdachse mal anzusehen. Vor dem Flusspferdbecken drängelten sich begeistert quietschende Kinder. Kein Wunder! Eine der Flusspferddamen stand mit dem Allerwertesten zur Scheibe. Eines der Jungtiere biss ihr immer wieder in den Po und in den Schwanz. Sie ließ sich das gefallen. Da kam das zweite Miniflusspferd angeschossen und machte mit. Schließlich wurde Mutter Flusspferd das zu viel. Sie drehte sich um und wollte sich davon machen. Aber die beiden Kleinen blieben dran und zwickten munter weiter. Der Zoo ist schon mal allein wegen der beiden kleinen Flusspferde einen Besuch wert.
Dann ging ich zu den großen Eisbären, bei den Malaienbären vorbei. Die Malaienbären waren drinnen, aber der Schieber war hoch. Sie wollten sich offenbar nicht zeigen. Dann nicht, wir sind ein freies Land.
Bei den Eisbären staunte ich. Das Wasserbecken war frisch gefüllt worden. Ganz frisch! Man konnte bis auf den Boden gucken, so sauber war das Wasser. Lars muss aber schon drinnen gewesen sein. Sein Fell war feucht und schön sauber. Nicht ganz so sauber waren die Damen, die sich neben dem Felsen aneinander drängelten. Sie waren noch ziemlich bräunlich.
Dann kam Frau Weckert mit dem Futter. Der Eimer war wieder gefüllt bis an den Rand, obenauf lagen etliche weiße Mäuse. Lars sprang sofort ins Wasser und bezog Stellung auf seiner Felseninsel. Die drei Damen indessen trauten sich nicht ins Wasser. Sie standen am Ufer, brüllten und fauchten. Am lautesten brüllte Nancy. Bei jeder Maus, die Frau Weckert in Lars´ offenen Rachen warf, brüllte sie lauter. Selbst als Frau Weckert den dreien mehrere große Fleischstücke hinwarf, hörte das Geschrei nicht auf. Wollten die drei heute etwa mit dem Löffel gefüttert werden?
Endlich löste sich Tosca aus dem brüllenden Knäuel. Sie stieg vorsichtig ins Wasser und holte sich ein Fleischstück nach dem anderen. Es dauerte lange, bis die beiden anderen es ihr nachmachten. Man kann sagen, was man will – ich halte Tosca für die cleverste der drei Bärinnen.
Nach der Fütterung fragte ich Frau Weckert, wann denn die Malaienbären herauskämen?
Sie meinte, sie würde anschließend die Anlage zur Fütterung vorbereiten.
Ich ging also zu den Malaienbären. Sie waren jetzt draußen. Aber nicht mehr lange.
Von drinnen war eine Stimme zu hören. Die klugen Malaien, die das natürlich kennen, trabten artig in ihre Höhle. Dann ging der Schieber herunter.
Nach kurzer Zeit erschien Frau Weckert, begleitet von einem jungen Praktikanten. Gemeinsam bestückten sie die Anlage. In den durchlöcherten Holzklotz kamen wieder Bananen. Außerdem gab es mehrere Sorten Brötchen, Obst, Gemüse und Eier. Alles wurde großzügig mit Mehlwürmern bestreut. Na, dann: Guten Appetit!
Nachdem die Pfleger gegangen und der Schieber wieder hoch war, kamen die Malaienbären heraus. Ernst tollte natürlich vornweg. Dann kam Maika und zum Schluss, ruhig und bedächtig, Vater Bhumipol. Ernst erklomm sofort den Holzklotz und begann, den Bananenbrei aus den Löchern zu friemeln. Meine Güte, hatte ich das vermisst!
Maika führte sich ein Ei zu Gemüte. Bhumipol klemmte sich ein Baguette-Brot zwischen die Zähne und wanderte gemächlich ´runter zum Wasser, um das Ganze einzuweichen.
Dann lernte ich noch einen Zoo-Bewohner kennen: Blondi, den kleinen hellen Spatz. Er hüpfte mutig um Bhumipol herum und sicherte sich seinen Anteil an Krümeln.
Nach dem Malaienbären-Mahl wurde es Zeit für eine andere bärige Mahlzeit: Der von BaoBao. Auf dem Weg dorthin wollte ich einen Blick ins Schweinehaus werfen. Das hätte ich mir sparen können. Alle Schweine waren heute draußen. Die beiden kleinen Pekaris sind wohlauf. Sie saugten beide an ihrer Mutter, auch das Kleinere behauptete tapfer sein Recht.
Heute wurde BaoBao wieder von Herrn Liebschwager gefüttert. Ich sehe diese Fütterungen immer besonders gern. BaoBao erhielt heute ein großes Stück Weißbrot, Feigen, Möhren, Äpfel, Birnen und natürlich ein großes Stück Zuckerrohr. Heute waren viele Besucher da, die noch nie eine Fütterung von BaoBao gesehen hatten. Die waren natürlich ganz begeistert. Besonders, als der Bär sich auf seine vier Buchstaben setzte und das Weißbrot aß.
Heute hatte ich endlich mal die Gelegenheit, die komplette Erdmännchenfamilie zu sehen. Sind die Kleinen niedlich! Schon die erwachsenen Erdmännchen sind nicht groß. Die Jungtiere könnte man in der hohlen Hand
en und mitnehmen. Sie wurden von den Erwachsenen herumgeschleppt, die ganze Familie
t sich für die Kleinen verantwortlich zu fühlen.
Bei den Löwen waren heute Amira und Jazira auf der Außenanlage. Paule schlief, Aru im Käfig daneben schlief auch. Nur Aketi beobachtete die Umgebung genau.
Nach dem Besuch im Raubtierhaus ging ich zu Kito und Ine, den Spitzmaulnashörnern. Heute Vormittag war hier in Berlin schönes Vorfrühlingswetter, kühl aber sonnig. Wahrscheinlich waren deshalb auch die Beiden zu sehen. Neben der Okapiwiese stand ein Abwasserfahrzeug. Ine betrachtete das Ungetüm mit gerecktem Hals und drohend ausgestreckten Hörnern. Kito stand neben ihr und ahmte Mutters Haltung nach. Bei ihm sah das allerdings weniger furchteinflößend als putzig aus.
Ich hatte ein kleines Mitbringsel für Adolpho und Benita dabei. Das konnte ich an die Pfleger bringen und auch wieder einen Blick auf Benita werfen. Die hing gerade am Hals eines jungen Pflegers. Allerdings war die Dame heute ein wenig ungehalten. Sie rollte sich zur Kugel zusammen und steckte ihr Näschen in den Halsausschnitt des Pflegers.
Herr Messinger meinte, Benita gefiele der Lärm nicht, den das Abwasserfahrzeug macht.
Und nun käme das Ding auch noch näher, das wäre gar nichts für die kleine Ameisenbärendame.
Ich bedanke und verabschiedete mich von den Pflegern und auch von Benita. Weil das Wetter so schön war, besuchte ich dann wieder mal nach langer Zeit die Erweiterungsanlage.
Wenn man mal allein sein möchte, ist es dort sehr schön. Es begegnet einem kaum ein anderer Besucher. Dort fiel es mir auch besonders auf, dass es nun wirklich Frühling werden will.
Dann ging ich wieder zu Knut zurück. Unterwegs machte ich bei den Seelöwen halt. Allerdings waren die gerade nicht im Wasser. Herr Zahmel stand nämlich oben auf den Stufen und alle Seelöwen hatten sich um ihn geschart. Es sah aus, als ob sie auf Anweisungen warteten. Aber ich vermute, sie warteten eher auf einen Fisch.
Als ich bei Knut eintraf, erfuhr ich, dass er in der Zwischenzeit gelegentlich mit den Besuchern Ball gespielt hatte, allerdings ohne rechte Begeisterung. Knut begeisterte gerade etwas anderes: Er hatte ein undefinierbares Stück Lederlappen beim Wickel, es sah aus wie ein Stück Schwarte oder ähnliches. Wir rätselten, was das sein könnte; so wirklich genau wollten wir es aber nicht wissen. Knut jedenfalls schien es zu gefallen und auch zu schmecken. Er biss einige Löcher hinein und verspeiste das Teil schließlich ganz. Wohl bekomm´s.
Heute wollte ich unbedingt noch zum Affenhaus. Ich
e nämlich gerade ein Buch, in dem es um einen zahmen Bonobo geht, es heißt „Lucifers Erbe“. Da spielt auch ein junger Bonobo eine Rolle, der heißt Kivu, genau so wie der kleine Bonobo im Affenhaus.
Also genug Gründe für einen Besuch dort.
Zunächst mal blieb ich bei den Siamangs stehen. Gestern waren die ja bei „Panda, Gorilla und Co.“ zu sehen: Der alte Mann, seine junge Frau und das gemeinsame Kind. Das Siamang-Junge knabberte an einem Stück Chicoree, dass länger war als das Äffchen selbst. Die Mutter riss dem Kind das Gemüse aus der Hand und aß es selbst. Das Kleine wollte es wieder haben, hatte aber keine Chance. Ich musste an Ernst und Maika denken. In dem Fall hätte Maika nicht den Hauch einer Chance gehabt. Ernst hätte schon dafür gesorgt, dass er nicht zu kurz kommt.
Die Orang-Utans hatten Jutesäcke zum Spielen bekommen. Djasinga hing sich einen Sack als Stola um den Hals. Das sah schick aus. Zu ihrem roten Haar kann sie gut Naturfarben tragen.
Bei den Bonobos war heute wirklich der Affe los, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bonobos schaukelten wie wild an den Seilen hin und her und tobten in der Hängematte herum. Die Hängematte wurde so heftig herumgeschleudert, dass ich befürchtete, sie würde gegen die Wand krachen oder durch die Scheibe fliegen. Wer Tiere sucht, die wirklich Action machen, dem empfehle ich die Bonobos. Dort wird´s nicht langweilig.
Langweilig war auch Braunkopf-Klammeraffe nicht. Der saß in seinem Gehege, die Hände gefaltet. Allerdings nicht Hand in Hand, sondern Hand in Fuß. Allerdings glaube ich nicht, dass sich diese schicke Gebetshaltung wirklich durchsetzt. So gelenkig sind wir Menschen leider nicht.
Bei den Schwarzrücken-Tamarinen gibt es Nachwuchs. Der hat sogar am gleichen Tag Geburtstag wie Knut, allerdings ist er zwei Jahre jünger. Aber der kleine Tamarin ist unglaublich süß. Kein Wunder bei den Eltern. Und bei dem Geburtsdatum.
Dann ging ich wieder zurück zu Knut. Der hatte nun das „Nackthuhn“ beim Wickel und versuchte, es klein zu kriegen. Es wurde mit den Vordertatzen bearbeitet. Dann nahm Knut es zwischen die Zähne und versuchte, es zu Tode zu schütteln. Aber das gemeine Ding schlug zurück! Es gab Knut Ohrfeigen! Unerhört war das. Aber Knut rächte sich. Das Nackthuhn wurde unter den Blechbaum geschleppt – und dort mit Nichtachtung gestraft.
Stattdessen begann er zu wandern. Heute war auch der Herr wieder da, der mittwochs immer kommt und einen leckeren Fisch mitbringt. Diesen Fisch konnte Knut schon riechen. Jedenfalls lief dem Bärchen bereits das Wasser im Munde zusammen – und heraus.
Weil es inzwischen kurz vor zwei war, ging ich zur Fütterung der Nasenbären. Kurze Zeit später kam Frau Weckert, begleitet von jenem jungen Praktikanten, der sie vormittags schon auf die Malaienbären-Anlage begleitet hatte. Den ganzen Tag hatten sich die Nasenbären bedeckt und unsichtbar gehalten. Nun kamen sie angerannt und flitzten vor dem jungen Mann mit der Futterkiste her. Sie schienen ihn sehr zu mögen. Kein Wunder, wenn man mit weißen Mäusen und anderen Leckereien zu ihnen kommt.
Bei der Fütterung von Knut staunte ich wieder, was der alles verputzen kann. Der Eimer mit dem Futter vom Zoo ist ja immer gut gefüllt. Obendrein bekam Knut noch von den Besuchern etliches spendiert. Außer dem berühmten Mittwochs-Fisch gab es ein großes Baguette-Brot. Dann noch Weintrauben. Zum Schluss gab es noch einen Kürbis. Als endlich alles verteilt und verputzt war und Frau Weckert sich zum Gehen anschickte, machte Knut noch einen langen Hals. So ungefähr: „War das etwa alles?“
Dabei lagen noch einige schöne Äpfel herum. Eine Dame klärte mich auf: Äpfel für Knut müssen groß und schön rot sein, dann sind sie dem Herrn genehm. Minderwertigere Sachen werden liegengelassen und erst später verspeist, wenn wirklich nichts Besseres mehr da ist.
Warum auch nicht, Knut ist ein kluger Bär und deshalb lieben wir ihn ja auch.
Nach der Fütterung ist für mich meist Zeit zum Gehen. So auch heute. Aber es war wieder ein sehr schöner, langer Tag im Zoo.
Liebe Grüße
Yeo