1 Bärige Unterhaltung - zwischen Flocke und Vera




1 Bärige Unterhaltung - zwischen Flocke und Vera

Ungelesener Beitragvon Linnea » Mittwoch 25. Februar 2009, 23:43

Das ist eine ganz entzückende -fantastische - Geschichte, die ich euch nicht
vorenthalten will.- Gelesen im Flockeblog. Man kann daraus durchaus etwas
lernen - auch für unser Leben - als Menchen. Mir sind jedenfalls die Tränen
beim Lesen vor Rührung geflossen.
(Ich wünschte, jemand von uns könnte so eine ähnliche Geschichte von der
Zirkusmaus Mama Toska und dem Zoobären Papa Lars und deren Sohn Kunt
ausdenken! Ich kann so was leider nicht.)

Eine bärige Unterhaltung Freitag, 13. Februar 2009 | 10:45

Im Flockeblog des BR hat die Leserin Pingi eine kleine Geschichte geschrieben.
Ihre Erzählung wurde von einem ganz besonderen Foto inspiriert.
Das Bild wurde - kurz nachdem Flocke in ihr eigenes Gehege gelassen wurde -
von der Stadt Nürnberg veröffentlicht, am 18. April 2008.
Das Bild kann man hier ansehen:

http://blog.br-online.de/eisbaer/index. ... ltung.html

Hier also Pingis "Unterhaltung zwischen Eisbärmama Vera und Töchterchen Flocke":

FLOCKE: Oh, hallo. Wer bist Du denn?
VERA: Ich bin ein Eisbärweibchen namens Vera. Und Du?
FLOCKE: Ich bin die kleine Flocke
VERA: Ach Du bist die Flocke! Habe schon viel von Dir gehört.
FLOCKE: Ja, wirklich? Na ja, bin im Augenblick der Star hie im Tiergarten.
VERA: Das habe ich schon gemerkt. Stehen ja viele Menschen vor Deinem Gehege.
Wo ist denn Deine Mutter?
FLOCKE: Mutter? Was ist das?
VERA: Na, die Mutter kümmert sich um Dich. Sie gibt Dir Nahrung, hält Dich warm,
beschützt Dich vor Gefahren, spielt mit Dir und bringt Dir das Schwimmen bei.
FLOCKE: Achso. Ja, da habe ich vier Mütter. Heißen aber nicht Mutter, sondern Pfleger
und Pflegerin. Sie haben mich genährt, mich warm gehalten, mich vor Gefahren
beschützt, spielen mit mir und haben mir das Schwimmen beigebracht. Sie
nennen das hier Handaufzucht.
VERA: Und was ist mit Deiner Eisbär-Mutter?
FLOCKE: Ich weiß es nicht. Leider kenne ich sie nicht. Hast Du Kinder?
VERA: Ja, ich bin im Dezember letzten Jahres zum ersten Mal Mutter geworden.
FLOCKE: Und wo ist Dein Kind? Vielleicht kann ich damit spielen ...
VERA: Das wird leider nicht gehen. Es ist nicht mehr bei mir.
FLOCKE: Wieso nicht?
VERA: Tja ... weißt Du ... am Anfang war ja noch alles okay. Ich gebar es, nährte es,
hielt es warm…und dann war da was, was mich erschreckte.
FLOCKE: Was erschreckte Dich denn? Ist doch alles friedlich hier.
VERA: Ich kann es Dir nicht sagen. Weiß es selber nicht. Ich hörte nur etwas und das
machte mir Angst.
FLOCKE: Verstehe. Du hattest Angst um Dein Kind, richtig?
VERA: Genau. Ich wurde dann total unsicher. Ich hatte ja noch keine Erfahrung mit
Kindern, da es ja mein Erstes war. Also nahm ich es und wollte es an
einen sicheren Ort bringen.Vor meinem Gehege standen auch einige Menschen
mit ihren komischen Apparaten, die sie 'Kameras' nennen.
FLOCKE: Aber diese Menschen sind doch keine Gefahr! Die sind doch ganz lieb ...
VERA: Ja, ich weiß. Aber in diesem Augenblick habe ich alles als Gefahr für mein Kleines
gedeutet. Ich konnte mich nicht konzentrieren ... und so ... ließ ich es paar Mal
fallen ... seufz.
FLOCKE: Oh ... und was ist dann passiert? Ist es krank?
VERA: Dann kamen die Pfleger und Pflegerinnen und trennten mich von meinem Baby ...
FLOCKE: ... und haben es Dir weggenommen? Boah, wie gemein!
VERA: Nein, es war schon richtig so. Sie beschlossen, es in ihre Obhut zu nehmen,
bevor ich wirklich eine Gefahr übersehe und ... es dann ... verliere.
Verstehst Du?
FLOCKE: Ja, ich denke schon. Du meinst also, dass die Pfleger und Pflegerinnen es
ernähren, wärmen, spielen und so?
VERA: Ja genau. Ich weiß, dass es mein Baby bei ihnen gut haben wird.
FLOCKE: Ist es ein Mädchen oder ein Junge?
VERA: Es ist ein Mädchen.
FLOCKE: Und wann sagtest Du, ist es geboren?
VERA: Am 11. Dezember 2007.
FLOCKE: Ah ja ... Ich glaube, jetzt verstehe ich langsam ...
VERA: Was meinst Du?
FLOCKE: Nun ... Ich bin auch ein Mädchen.
VERA: Ja, ich weiß.
FLOCKE: ... und ich bin am 11. Dezember 2007 geboren!
VERA: Wirklich?
FLOCKE: Ja, ganz bestimmt! Ich weiß es ganz genau, weil die Menschen mir jeden Monat
am 11. Tag gratulieren, weil ich wieder einen Monat älter geworden bin!
VERA: Dann bist Du also mein ...
FLOCKE: Ja, ich bin wohl Dein Baby. Obwohl, ein Baby bin ich ja nicht mehr. Bin ja
schon groß.
VERA: Ich bin sprachlos ...

FLOCKE: Dann können wir ja endlich zusammen spielen ...
VERA: Ich fürchte, das wird leider nicht gehen.
FLOCKE: Warum nicht? Du bist doch meine Mutter!
VERA: Ja, das schon ... aber man wird Dich noch nicht zu mir lassen.
FLOCKE: Und warum nicht?
VERA: Wie soll ich Dir das mal am besten erklären? ... Es liegt in der Natur einer
Eisbären-Mutter, dass sie ihr Kind am Geruch erkennt. Da Du aber zu lange von
getrennt warst, erkenne ich Dich nicht mehr daran. Die Pfleger und Pflegerinnen
daher, dass ich Dir was antue. Auch wenn Du Dich schon zu wehren weißt, so
bist Du doch noch nicht stark genug.
FLOCKE: Aber ... D-d-du w-w-würdest mir d-d-doch nichts tun ... oder?
VERA: Nein, Flocke, ich würde Dir nichts tun.
FLOCKE: Na dann ist doch alles klar! Du sagst es ihnen und schon darf ich zu Dir!
VERA: Du weißt leider noch nicht viel über die Menschen. Sie verstehen unsere
Sprache nicht. Darum kann ich es ihnen leider nicht sagen. Wenn ich meine
Schnauze öffne und was sage, deuten sie das als Brüllen. Wir gelten als
Raubtiere und wenn Raubtiere brüllen, dann gelten sie als sehr gefährlich.
FLOCKE: Heißt das, dass ich auch, wenn ich größer werde, ein Raubtier bin?
VERA: Ja, Du wirst es auch eines Tages sein. Und dann wirst Du auch mit den
Pflegern und Pflegerinnen nicht mehr spielen können.
FLOCKE: Ich bin dann ganz alleine?
VERA: Nein, alleine wirst Du nicht sein. Die Pfleger und Pflegerinnen werden Dich
weiterhin füttern bzw. sie schmeißen Dir das Futter zu und Du musst es Dir holen.
FLOCKE: Ich muss mir das Futter selber holen?
VERA: Sei nicht traurig darüber. Es macht einen Riesenspaß danach zu tauchen.
Und wie ich bisher beobachten konnte, bist Du eine richtige kleine Wasserratte.
FLOCKE: Ich will aber nicht größer werden! So wie es jetzt ist, gefällt es mir super!
VERA: So ist aber der Lauf der Natur, meine Kleine.
FLOCKE: Das ist aber ein blöder Lauf. Die Pfleger und Pflegerinnen tun echt alles
für mich! Das ist soooo schön.
VERA: Sieh mal, meine Kleine: Du wirst größer und kräftiger. Du bist später
kräftiger als alle 4 Pfleger zusammen! Das bedeutet, Du könntest sie sehr
stark verletzen, weil Du Deine Kraft nicht mehr kontrollieren kannst!
FLOCKE: Aber ich würde ihnen NIEMALS wehtun …
VERA: Ja, das weißt Du, dass Du nur spielen willst. Ich weiß es auch. Aber sie
werden es nicht wissen, eben weil sie nicht so kräftig sein werden. Und
wir können es ihnen leider ...
FLOCKE: ... nicht sagen, weil sie unsere Sprache nicht verstehen - ja, ich
weiß ... seufz ...
VERA: Bitte sei nicht traurig, meine Süße. Sieh mal, wenn Du größer und auch
etwas älter wirst, dann besteht vielleicht die Chance, dass sie mich zu
Dir lassen oder Dich zu mir.
FLOCKE: Wirklich? Aber sagtest Du nicht, ich darf nicht zu Dir, weil man glaubt,
Du erkennst mich nicht als Dein Kind an?
VERA: Ja, jetzt wo Du noch so klein bist. Aber wenn Du größer bist, dann kann
ich weiterhin nicht Deine Mutter sein - aber dafür können wir doch gute
Freundinnen werden ... was meinst Du?
FLOCKE: Was machen Freundinnen?
VERA: Sie leben zusammen in einem Gehege, sonnen sich gemeinsam, schwimmen
gemeinsam, teilen sich das Futter ...
FLOCKE: Und wir können uns dann auch so unterhalten, wie jetzt?
VERA: Ja, das können wir.
FLOCKE: Na, dann will ich schnell groß werden!
VERA: Glaube mir, das passiert schneller als Du denkst. Darum genieße jetzt noch
Deine Kindheit!
FLOCKE: Okay ... das werde ich tun.
VERA: Und weißt Du was?
FLOCKE: Nein, was denn?
VERA: Ich bin sehr froh darüber, dass Du überlebt hast. Die Pfleger und
Pflegerinnen haben wirklich sehr tolle Arbeit geleistet. Ich bin sehr stolz auf
Dich, wie Du Dich entwickelt hast. Du bist ein wunderbares Mädchen geworden!
FLOCKE: Vielen Dank. Und weiß Du, was?
VERA: Nein, was?
FLOCKE: Ich möchte so werden, wie Du!
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Liebe Grüße, Linnea
Linnea
 
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von Anzeige » Mittwoch 25. Februar 2009, 23:43

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Re: 1 Bärige Unterhaltung - zwischen Flocke und Vera

Ungelesener Beitragvon smile59 » Samstag 28. Februar 2009, 14:32

Linnea, danke für's Einstellen, dieses Gespräch ist einfach nur zauberhaft big_blume
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Re: 1 Bärige Unterhaltung - zwischen Flocke und Vera

Ungelesener Beitragvon ElkeFrank » Samstag 28. Februar 2009, 18:10

Liebe Linnea,

danke für die herzerwärmende Geschichte. Sie ist so lebendig, gleichzeitig stimmt sie auch ein wenig traurig.
big_blume

Es erinnert an die Geschichte zwischen Thomas Dörflein und Knut.

Liebe Grüsse

Elke
ElkeFrank
 

Re: 1 Bärige Unterhaltung - zwischen Flocke und Vera

Ungelesener Beitragvon Feenstaub » Montag 2. März 2009, 20:35

liebe linnea,


deine hier eingestellte geschichte,das zwiegespräch von mama vera und ihrem töchterchen flocke,geht sehr zu herzen.
vielen dank,daß du sie uns hier eingestellt hast.

liebe grüße von ursel
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