Haben Knut und Flocke den Tierparks geschadet?




Haben Knut und Flocke den Tierparks geschadet?

Ungelesener Beitragvon smile59 » Dienstag 13. Oktober 2009, 15:16

Die Eisbären Knut in Berlin und Flocke in Nürnberg sind die Stars ihrer Tierparks. Doch der scheidende Chef des Münchner Zoos, Henning Wiesner, sieht den Rummel um den Nachwuchs kritisch. Er habe der "Idee Zoo" mehr geschadet als genützt, sagt der Wildtierexperte.

Der Medienrummel um das Eisbärenbaby Knut in Berlin hat den deutschen Zoos nach Ansicht des scheidenden Münchner Zoodirektors Henning Wiesner einen schlechten Dienst erwiesen. "Knut und Flocke in Nürnberg haben der 'Idee Zoo' mehr geschadet als genützt", sagte Wiesner, der im November in den Ruhestand geht. "Jetzt sehen wir uns Vorwürfen ausgesetzt, wir würden Jungtiere nur deshalb züchten, um möglichst viele Besucher anzulocken und Geld zu verdienen." Die zentrale Aufgabe der Zoos, durch Nachzüchtungen zum weltweiten Artenschutz beizutragen, werde damit konterkariert.

Tierparks in aller Welt werden laut Wiesner durch den rasanten Niedergang vieler Tierarten immer mehr zur modernen Arche Noah. "Die Situation der letzten echten Naturgebiete auf dieser Erde ist dramatisch." Viele Tiere seien akut vom Aussterben bedroht. "Wir sind einfach viel zu viele Menschen. Da bleibt für die armen Viecher kein Platz mehr auf diesem Planeten", sagte der Tierparkchef.

Eine Möglichkeit, dem Artensterben zu begegnen, sieht Wiesner darin, gefährdete Spezies in Zoos solange zu "konservieren", bis sie zu einem geeigneten Zeitpunkt wieder in freier Wildbahn angesiedelt werden können. Als Beispiel für gelungene Wiederansiedelungsprojekte nannte Wiesner den Alpensteinbock, der Ende des 19. Jahrhunderts in freier Wildbahn ausgestorben war. Heute leben laut Wiesner entlang des Alpenhauptkamms wieder 22.000 Tiere. "Gute Erfolge" gebe es auch mit der Mhorrgazelle und der Ibisart Waldrapp in Marokko sowie dem Przewalski-Urwildpferd.

Das Verhältnis des modernen Menschen zum Tier bezeichnete Wiesner als "schwer gestört". Das Wissen selbst um die heimischen Tierarten gehe mehr und mehr verloren. "Wir haben eine riesige Entfremdung von der Natur. Und die Bildungspolitik der vergangenen Jahre hat das Problem noch verschärft. Es ist ein Unding, dass der Biologieunterricht an den Schulen massiv zusammengestrichen wurde."

Henning Wiesner ist seit 1981 Zoologischer Direktor des Münchner Tierparks Hellabrunn und gehört zu den renommiertesten Wildtierexperten weltweit. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde der studierte Tierarzt durch die von ihm perfektionierte Technik, Tiere mit dem Blasrohr statt mit dem Gewehr schonend zu betäuben.


Quelle:
http://www.morgenpost.de/berlin/article1189022/Knut-und-Flocke-sollen-Tierparks-geschadet-haben.html
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